Fröschlein in den Bergen...
   

Neben einem alten, aber schön renovierten Bauernhaus steht eine Schaukel im Garten. Die schaukelt so leise, leise vor sich hin.

Sitzt denn da jemand drauf?

Schau doch mal nach.

   

Das Fröschlein!
Natürlich, wer sonst hätte auch Zeit, mitten am Tag auf der Schaukel zu sitzen....
Wie?
Das Fröschlein hat Urlaub?
Ja, wovon denn?

   

Ja wo denn, müssen wir wohl tatsächlich fragen.
Das Fröschlein ist nämlich in die Berge gefahren.
Es hat sich sogar einen Rucksack gekauft.

Und jetzt sitzt es auf der Schaukel am Fuße der Berge und staunt. So hoch sind die Berge!

   

Die Berge sind so hoch, daß man ihnen nicht einmal auf den Kopf spucken kann, wenn man auf einen ganz, ganz hohen Baum klettert.

Fröschlein sitzt in der Spitze des Baumes und schaut auf den höchsten aller Berge.
Da will das Fröschlein hin.

   
Zum Glück hat gerade neben der Schaukel ein rotes Auto geparkt. Damit braust das Fröschlein nun über Hügel und durch sanfte Täler.
Der große Berg kommt immer näher.
Da murmelt doch was?
Ist es der Berg, der das Fröschlein zu sich ruft?
   

Nein, es ist ein Bach.
Klares, eiseskaltes Wasser plätschert von den Bergen herab.
Nun muß sich das rote Auto verabschieden, denn es kann nicht schwimmen.

Gut, das Fröschlein kann auch nicht schwimmen. Aber es hüpft mutig und fast ohne mit den Pfoten zu zittern von Stein zu Stein. Und dann beginnt der Aufstieg.

   
Das Fröschlein hüpft und springt durch die Wälder, immer weiter bergaufwärts.
Es huschelt über Wiesen, wuschelt über Almen und verschwindet wieder im Nadelwald.
Wie hoch mag das Fröschlein wohl geklettert sein?
Zum Glück hängt schon am nächsten Baum ein Hinweisschild.
   


Plötzlich öffnet sich der Wald und das Fröschlein bremst gerade noch rechtzeitig an einer schroffen Felskante.

Tief, sehr tief unter dem Fröschlein liegt ein wunderschöner See. Der See ist ganz grün vor Kälte und Tiefe.

So hoch ist das Fröschlein schon geklettert, daß es in einen grünen See spucken könnte.

   
Jetzt muß das Fröschlein doch mal eine Pause machen.
Der Rucksack wird immer schwerer.
Die Sonne steht immer tiefer.
Das Fröschlein wird ganz, ganz müde.
   

Es schleppt sich auf den Spuren schwerer Bergschuhe weiter und weiter, bis es an eine Hütte kommt.
Da hat das Fröschlein aber Glück gehabt.
Eine Hütte bedeutet Schutz in der Nacht.

So ein hoher Berg, daß man ihn nicht in einem Tag besteigen kann!
Erschöpft sitzt das Fröschlein auf einer Bank und schaut in den Sonnenuntergang.

   

Morgen wird das Fröschlein bis zum Gipfel steigen. Wenn Du magst, komm doch mit!
Bei Sonnenaufgang geht es los.

Das Fröschlein hat sich fest vorgenommen, den Sonnenaufgang anzuschauen.
In den Bergen ist das nämlich so, als würde ganz plötzlich das Licht angeknipst.

   
Früh am Morgen, als die Sonne senkrecht auf die Erde brennt, erwacht das Fröschlein.
Es hat in einer Regenrinne am Dach der Berghütte übernachtet.
Jetzt reckt es sich und streckt es sich.
   

Das Fröschlein rutscht durch das Regenrohr auf die Terrasse und hoppelt die kahlen Felsplatten hinauf.
Über Steine und Brocken geht es nun bergaufwärts, denn einen Weg gibt es hier oben nicht mehr.
Das Fröschlein klettert an einem Drahtseil eine steile Klippe empor und sieht sich um.
Tief unter ihm liegt die Berghütte.

Nun ist das Fröschlein schon so hoch oben, daß es einer Berghütte auf's Dach spucken könnte.

   

Viele Stunden ist das Fröschlein nun schon geklettert und gehoppelt. Einmal muß Pause sein. Andere Wanderer machen auch Pause, obwohl sie viel größere Füße haben als das Fröschlein.

Aber da hat das Fröschlein eine Idee.
Welche wohl?

   

So ein freches Fröschlein!

Aber Fröschlein, Bergsteigen heißt selber laufen. Natürlich soll man auch die Aussicht genießen, aber doch nicht beim Klettern!

Was klappert denn da im Rucksack?
Das Fröschlein macht sich ganz leicht. Um das Gewicht weiter auszugleichen, ißt es ein paar Bonbons. Niemand hat etwas bemerkt.

   
Kurz unter dem Gipfel schlüpft das Fröschlein aus dem Rucksack und versteckt sich zwischen den Steinen. Nun ist es nicht mehr weit.
Schon wenige Minuten später hat das kleine Fröschlein den großen Gipfel erreicht.
   

Mit letzter Kraft zieht es sich empor.

Kräbäh! sagt eine Stimme neben dem Fröschlein.

Fast wäre das Fröschlein vor Schreck den ganzen Berg wieder heruntergekollert.

   

Wer krabäht denn da? fragt das Fröschlein.
Es hat sich gerade noch am Fuße des Gipfelkreuzes festklammern können.

Ich bin es, sagt eine Dohle neben dem Fröschlein.
Sag mal Fröschlein, bist Du denn ganz allein hier herauf geklettert?

Da ist das Fröschlein aber geschmeichelt.

   

Es schaut sich um. Tief unter ihm liegt das Tal.

Jetzt ist das Fröschlein tatsächlich so hoch geklettert, daß es den anderen Bergen auf den Kopf spucken könnte.

   

Ja, sagt die Dohle, höher geht es nun wirklich nicht mehr. Und sie muß es wissen.

Auch die anderen Dohlen staunen.
So ein kleines Fröschlein, so hoch oben auf einem so hohen Berg.

   

Leider fühlt das Fröschlein sich gar nicht so wohl.
Es ist wohl die Höhenangst, die das Fröschlein mit dem Gipfelkreuz verschmelzen läßt.

Das geht vorbei, sagt eine Dohle und hüpft etwas näher zum Fröschlein.
Wenn du erst wieder im Tal bist, geht das vorbei.

   

Genau damit stellt sich dem Fröschlein die entscheidende Frage.
Wie kommt ein kleines, grünes, müdes, erschöpftes und von Höhenangst geschütteltes Fröschlein von einem so hohen Berg herunter?

Also, sagt die Dohle, ich fliege.

Aber vorher verspricht sie, dem Fröschlein zu helfen, damit es schnell wieder von dem Berg herunterkommt..

   

Auf der hohen Bergspitze ist es nämlich so kalt, daß schon etwas Schnee gefallen ist. Der Schnee ist ganz hart und rutschig.

Das Fröschlein hat noch nie Schnee gesehen!
Zum Wundern jedoch hat es jetzt keine Zeit, denn schon gibt die Dohle dem Fröschlein einen Stoß.

Und huiiiiiii! geht es bergabwärts.
Die Dohle schwingt sich in die Luft und segelt dem Fröschlein nach.

   

Unten am Fuße des Berges auf einem Zaun wartet die Dohle. Tatsächlich ist das Fröschlein in einem Schwupps ins Tal gekollert!

Darüber ist das Fröschlein außerordentlich froh, und es sagt der Dohle herzlichen Dank.

Vielleicht kommt die Dohle das Fröschlein ja mal in der Stadt besuchen?

   


Nun sitzt das Fröschlein wieder glücklich im Tal.
Es ist es Abend geworden.
Das waren zwei aufregende Tage für das Fröschlein! So viele Dinge hat das Fröschlein erlebt. Und einen neuen Fraund hat es auch gefunden.
Schön war's, denkt das Fröschlein.

   
Trotzdem wird wohl eine Weile dauern, bis das Fröschlein wieder auszieht, um einem Berg auf den Kopf zu spucken.